Damals… das klingt komisch, sind aber schon 27 Jahre her… waren wir die erste Generation weiblicher Messdienerinnen in der St. Joseph Kirche in Aschaffenburg.
Stolz waren wir Mädels und natürlich alle verschossen in den Oberministranten Joachim. (Der war sicher schon an die 18 aber wir Mädels haben ihn alle angehimmelt)
Während des laufenden Kirchenjahres mussten wir durchschnittlich 2 mal pro Woche ministrieren (dienen). Es war irgendwie toll, schon vor der Messe vor aller Augen in die Sakristei zu gehen- irgendwie VIP. 🙂
Dann gab uns der Küster (der nur einen Arm hatte, weil er den anderen im Krieg verloren hatte) uns die Roben/Röcke. Wir hatten rote, grüne, lilafarbene und schwarze Roben, die wir uns über die Straßenkleidung zogen. Darauf kam dann ein weißes Hemd mit Rüschenaplikationen und ein gleichfarbenen Kragen.
Rot für Sonntage und Hochämter, grün für normale Andachten, lila für die Fastenzeit und schwarz für die Kawoche.
Ich war die kleinste Messdienerin.
Somit war die Auswahl der Roben mit mir immer ein bisschen schwieriger, weil ich unbedingt die Kürzeste haben musste. 🙂
Als kleinste Ministrantin musste ich auch immer vorne gehen und war somit nochmehr VIP als alle anderen- allerdings war ich auch die, welche die Geschwindigkeit angab und vor allem die Richtung.
Im Kirchenjahr war das dienen „langweilig“. Man konnte alle Schritte auswendig.
Aufregender war das Dienen bei Hochämtern. Hier kam Weihrauch zum Einsatz und ich war süchtig nach dem Geruch. (wahrscheinlich ein Grund, warum ich mich damals freiwillig gemeldet hatte ;-)) Heutzutage rieche ich am liebsten Nagh Dschampa (Indisch)
Meine Aufgabe zu Hochämtern war das Tragen des Schiffchens (der Nachschub mit Weihrauch)- selten durfte auch ich mal das Fässchen schleudern.
Am tollsten waren aber immer noch die Osternacht und die Christmette, wenn die Gemeinde bis auf den Vorplatz standen und wir mit Kerzen (Weihnachten) oder Fahnen (Ostern) hundemüde einmarschierten. Ich war 10 Jahre als ich meine erste Osternacht dienen durfte und die Fahne die ich trug hatte einen 2,40m hohen massiven Holzstab- ich habe sehr gewackelt, aber es trotzdem geschafft und wurde nach der Messe in der Sakristei von Joachim gelobt *lach*
An Karfreitag war die „ewige Anbetung“ und genauso ewig kam mir auch das dienen an diesem Tage vor. Rosenkränze waren nie so mein Ding.
Beerdigungen wiederum waren ganz toll- da bekam man immer ein 5-Mark- Stück von den Trauernden.
Jedes Jahr gab es auch einen großen Ausflug. Meisten in einen Freizeitpark.
Auch einen jährlichen Ministrantentag, bei dem sich alle Ministranten der Stadt trafen und gegeneinander verschiedene Wettkämpfe austrugen.
Ich möchte diese Zeit nicht missen! Auch wenn unser Pfarrer ewig murrig war… so war der Küster doch die gute Seele der Sakristei und er hatte immer ein Ohr für uns Messdiener offen.